Teil der Zeitenwende: Darum soll Deutschland einen Veteranentag bekommen (2024)

BundeswehrDarum soll Deutschland einen Veteranentag bekommen

Ampel und Union sind sich einig: Mit einem Veteranentag sollen Soldatinnen und Soldaten geehrt werden. Was geplant ist – und warum das Gedenken vielen so wichtig ist.

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Worum geht es?

Es gibt noch Klärungsbedarf bei einigen Details, aber im Grundsatz sind sich Unions- und Ampelfraktionen einig: In Deutschland sollen Veteraninnen und Veteranen der Bundeswehr künftig mit einem eigenen Tag geehrt werden. Als Termin vorgesehen ist der 15. Juni, nach einem möglichen Bundestagsbeschluss nach Ostern könnte der Veteranentag 2025 zum ersten Mal begangen werden.

Die genaue Ausgestaltung ist noch unklar. Im gemeinsamen Antragsentwurf heißt es, der Gedenktag solle »öffentlich und sichtbar in der Mitte der Gesellschaft sowie zentral in Berlin stattfinden«. Die Union hatte Ende vergangenen Jahres neben einem zentralen Gedenken noch »viele kleinere Veranstaltungen in ganz Deutschland« gefordert. Uneinigkeit gibt es zudem offenbar noch in der Frage, wer für die jährliche Organisation des Tages zuständig sein soll: der Bundestag oder das Bundesverteidigungsministerium.

Die Idee eines Veteranentags geht zurück auf eine Debatte im Jahr 2012. Seinerzeit sprachen sich der damalige Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), und der damalige Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) für einen solchen Tag aus. Die Idee versandete jedoch zunächst. Ende vergangenen Jahres brachte die Unionsfraktion das Thema erneut auf die Tagesordnung – und diesmal nahm es schnell Fahrt auf. So schloss sich unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) der Forderung an: Er begrüße »die Idee, in Deutschland unsere Veteranen stärker zu ehren«.

Wie argumentieren die Befürworterinnen und Befürworter?

In ihrem Antragsentwurf von Union und Ampel heißt es zur Begründung nun, der »Veteranentag« solle etabliert werden, »um den Dienst, den Einsatz und die Leistungen der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr, die im Einsatz stehen und standen, angemessen zu würdigen«.

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Aus den Reihen von Verteidigungspolitik und der Bundeswehr selbst wird die Forderung nach einem Veteranentag schon seit geraumer Zeit erhoben. Patrick Sensburg, Präsident des Reservistenverbands der Bundeswehr, argumentierte gegenüber der Onlineplattform »Table Media« etwa mit der Notwendigkeit einer »Kultur des Respekts und der Wertschätzung«: Wichtig sei vor allem »die damit verbundene Botschaft ›Wir lassen euch nicht allein‹«.

Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl, hatte einen solchen Veteranentag in ihrem jüngsten Jahresbericht gefordert. Sie sagte jetzt der »Rheinischen Post« und dem »General-Anzeiger«, ein solcher Tag »macht unsere Veteraninnen und Veteranen in der Gesellschaft sichtbarer und bringt ihnen die Wertschätzung entgegen, die sie verdienen«. Zudem leiste er einen wichtigen Beitrag für den Aufbau einer Veteranenkultur in Deutschland und damit für eine bessere Anerkennung des Soldatenberufes insgesamt.

Welche Argumente werden gegen einen Veteranentag vorgebracht?

Generelle Kritik an einem Gedenktag für Bundeswehrveteraninnen und -veteranen gab es im Bundestag zuletzt vergleichsweise wenig. Vor allem vonseiten der Linken wird eine Furcht vor einer möglichen Militarisierung der Gesellschaft angeführt. So lehnte Ende 2023 der Vizechef der inzwischen zerfallenen Fraktion, Ates Gürpinar, die Einführung eines Veteranentags in Deutschland ab. »Ein Stopp von Militäreinsätzen und ein Verbot von Waffenlieferungen wären sinnvoller als die Inszenierung von Helden, die oft diese gar nicht sein wollen«, sagte Gürpinar dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. »Den Kriegsopfern nützt ein Heldentag nichts, sie brauchen konkrete Hilfe.«

Was genau sind Veteranen eigentlich?

Der Kreis der mit dem Begriff Gemeinten ist relativ groß: Als Veteranin oder Veteran der Bundeswehr gilt, wer als Soldatin oder Soldat der Bundeswehr im aktiven Dienst steht oder aus diesem Dienstverhältnis ehrenhaft ausgeschieden ist. Damit sind fast alle derzeitigen und ehemaligen Bundeswehrangehörigen Veteranen.

Die aktuelle Definition gilt seit Ende 2018 und wurde erlassen von der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Insofern unterscheidet sich der heute geplante Veteranentag auch deutlich von Thomas de Maizières Initiative aus dem Jahr 2012, die sich dezidiert an Bundeswehrangehörige richtete, die an Auslandseinsätzen teilgenommen hatten.

Wie ist die Lage in anderen Ländern?

Veteranentage gibt es vor allem in Staaten mit größerer Militärkultur. In den Vereinigten Staaten wird der Veterans Day traditionell am 11. November begangen, dem Tag des Waffenstillstands im Ersten Weltkrieg, und ist ein Feiertag. In Großbritannien ist der Armed Forces Day Ende Juni nationaler Ehrentag der Streitkräfte sowie der Veteranen und Veteraninnen. In Kanada gibt es sogar eine Veteranenwoche Anfang November.

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Nicht zu verwechseln sind die Veteranentage mit Erinnerungstagen für getötete Kämpfer wie dem Remembrance Day, der in Commonwealth-Staaten am 11. November gefeiert wird (und in Kanada mit dem Ende der Veteranenwoche zusammenfällt). Oder auch nicht mit dem Memorial Day, an dem die USA ihrer Gefallenen gedenken. Eine ungefähre Entsprechung gibt es in Deutschland mit dem Volkstrauertag, der allerdings nicht nur an Kriegstote, sondern auch an Opfer von Gewaltbereitschaft und Gewaltherrschaft weltweit erinnert.

sol/dpa/AFP

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